
„Wie 1 Excel-Datei zu einer Geldstrafe von 15 Millionen Euro führte“.
Michael trat 2008 als Inspektor mit Spezialisierung in Finanzen in den Polizeidienst ein. Zuvor hatte er acht Jahre lang als Banker gearbeitet, suchte aber nach zusätzlichen Herausforderungen und einer Möglichkeit, häufiger unterwegs zu sein. Als er einen Werbespot im Radio hörte, beschloss er, sich bei der Polizei zu bewerben. Nachdem er die Prüfungen bestanden und eine Ausbildung in Brüssel und Namur absolviert hatte, trat er 2009 in den Polizeidienst ein. Heute arbeitet Michael bei der EcoFin-Einheit der Kriminalpolizei in Luxemburg.
Adrenalinrausch
„Wir bearbeiten eine Vielzahl von Fällen, von betrügerischen Konkursen bis hin zu Steuerbetrug“, erklärt er. „Meine Arbeit besteht hauptsächlich darin, Konten, Buchhaltungen und Rechnungen zu analysieren, um die betrügerischen Konstruktionen zu erfassen.“ Er verbringt etwa drei Viertel seiner Zeit im Büro und ein Viertel im Außendienst, wo er unter anderem Hausdurchsuchungen und Observationen durchführt. Diese beiden Aspekte sind untrennbar miteinander verbunden und sorgen auch für den Adrenalinschub, der für die Polizeiarbeit typisch ist. „Das motiviert uns, hartnäckig zu bleiben und unsere Ermittlungen bis zum Äußersten zu treiben“, fügt Michael hinzu.
Die Operation "Solar"
Einer von Michaels herausragenden Fällen ist die Operation Solar. „Zwischen 2009 und 2011 gab es in Wallonien einen Boom bei Photovoltaikanlagen, mit Steuervorteilen und grünen Zertifikaten“, erzählt er. Eine Firma hatte eine Konstruktion entwickelt, sich um die Anlagen der Kunden im Austausch gegen Steuervorteile und grüne Zertifikate zu kümmern. Diese Konstruktion erwies sich jedoch als illegal. „Der Fall begann mit einer Beschwerde beim Arbeitsministerium“, erinnert sich Michael. „Die endgültige Verurteilung belief sich auf etwa 15 Millionen Euro. Kleine Anekdote am Rande: Als diese Verurteilung erfolgte, rief mich der Prokurator des Königs an und sagte mir, dass ich dank dieses Falles mein Gehalt bis zu meiner Rente bezahlt hätte. Das war's. Das ist unser einziger Verdienst. Aber zu wissen, dass wir 15 Millionen für den Staat zurückgewinnen konnten, erfüllt einen wirklich mit Stolz und beruflicher Genugtuung“.
Die Zahlen lügen nicht
In einem Fall wie diesem dreht sich alles darum, dieses eine entscheidende Detail zu finden. „Eine Zeit lang konnten wir es nicht finden“, sagt Michael. „Aber irgendwann wussten wir, dass wir nah dran waren, obwohl noch etwas fehlte. Und dann stieß ich bei der Computeranalyse auf eine Excel-Datei. Und diese Datei erwies sich als der Schlüssel zum Fall. Aus der Datei ging hervor, wie sich der Preis für eine Installation auf verschiedene Unternehmen aufteilte. Und so konnte man sehen, dass es völlig übertrieben war. Die dem Endkunden in Rechnung gestellte Zeit war im Vergleich zum Material viel zu hoch. Bei einer Rechnung von z. B. 10.000 Euro entfielen 1.000 Euro auf das Material, während die Installation 2.000 Euro ausmachte. Und woraus bestanden die restlichen 7.000 Euro? Die wurden für so genannte Konstruktionsarbeiten sowie die Untersuchung des Daches veranschlagt, aber in Wirklichkeit war es nur heiße Luft.“
Keine Angst vor Zahlen
Für die Arbeit bei der EcoFin-Einheit ist eine gewisse Affinität zu Zahlen unerlässlich. „Man sollte keine Angst vor Zahlen oder einer gründlichen Analyse haben“, sagt Michael. „Man muss in der Lage sein, eine große Menge an Dokumenten zu analysieren. Außerdem ist es wichtig, dass man analytisch denkt und sich selbst in Frage stellen kann. Man muss akzeptieren können, dass man nicht alles weiß und sich trauen, sich mit seinen Hypothesen an einen Kollegen zu wenden.“ Neben den technischen Fähigkeiten sind auch persönliche Eigenschaften wie Offenheit und Teamfähigkeit entscheidend.
Verschiedene Welten entdecken
Michael schätzt besonders den Teamgeist und die Vielfalt der Fälle bei der Polizei. „Jeder Tag ist anders und wir haben die Möglichkeit, verschiedene Welten zu entdecken“, sagt er. „Die Polizei bietet eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit und Möglichkeiten zur Weiterbildung“. Er betont auch, wie wichtig Anpassungsfähigkeit in seinem Job ist. „In verschiedenen Umgebungen zu arbeiten und sich an jede Situation anzupassen, ist etwas sehr Bereicherndes“, sagt er abschließend.